Narzisse im Regen - Leben, Natur, Kultur, Chronik

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Narzisse im Regen

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Ja, könnte man meinen, dass der dumme dicke Mann da drüben… lassen wir das. Da lese ich gerade, unser zuständiger Verkehrslandesrat will
„mit Hausverstand vorgehen“, wie ihn die örtlichen, weil eben Oberösterreichischen Nachrichten zitieren.
Eigentlich hätte es ja mit 1. Mai kommen sollen, das LKW-Fahrverbot im Bezirk Braunau, jetzt kommt halt wieder einmal die Verschiebung nach der Verschiebung. Das erinnert mich an einen früheren Chef, der sich seine Ortsumfahrung sogar einmal in ein Gesetz schreiben ließ, damit sie ja kommt. Unvergessen der Besuch beim Sektionschef im Ministerium, mit zwei aufgetakelten Frau Knackal und dem Ölgemälde, das am Boden stand und einen Kraftwerksbau wohl an der Donau zeigte. Im Land der Hofräte, der wirklichen sogar, darf der Innviertler per se pragmatisch sein. Nicht, dass man ihn, den Menschen aus der Randzone, immer schon als solchen geringgeschätzt hätte. Keineswegs in Braunau am Inn, da sagt dir der stellvertredende Leiter der Bezirkshauptmannschaft „wir sind halt streng!“, wenn das Passfoto ein zweites Mal zurückgewiesen wird, weil der Mund nicht geschlossen sei, obgleich er es doch war! „Dos wird a Jäger g´wesen sein!“, ein anderer Pragmatiker am anderen Ende der Telefonleitung an einem sonnigen Sonntagmittag kurz nach grobem Unfug in der Nachbarschaft mit offensichtlichem Schusswaffengebrauch! Andernorts kommt die Cobra, hier patrouilliert noch der Sigi mit seinem geländegängigen Japaner in Jägergrün, den passenden Hund und das Gewehr dabei! Wenn wieder einmal Lausbuben mit knatternden Dreckschleudern die Waldwege unsicher machen, dann könnte es schon sein, dass einer die Furt mit einem Stamm absperrt, ganz pragmatisch.
Bemüht hat man sich ja, sagt einem die freundliche Frau am Telefon Ende April 2020, alleine man finde niemanden, der im Bezirk Braunau eine Facharztpraxis aufmachen wolle. So bleibt alles, wie es ist. Ganz pragmatisch hat man deine Mail vom 27. Jänner zwar erhalten, man hatte allerdings nicht darauf geantwortet, man kriege täglich viele Nachrichten, hieß es Monate später, bevor weiter nichts passierte. Da bedurfte es einer weiteren Mail vom 24. April, bevor man dich dann doch kontaktierte. Sogar persönlich, immerhin stehen Dinge im Raum, es wären Leistungen verrechnet, aber nicht erbracht worden,  falsche Befunde geschrieben und Fehler vertuscht worden. Es menschelt.
Ob du dich an den Patientenanwalt gewandt und mit der Ärztekammer gesprochen hättest? Ja freilich, letztere sei für die Ärzte zuständig, nicht für dich und den Anwalt willst du Pragmatiker, der du bist, nicht weiter bemühen. Schließlich hat man sich um dich bemüht, sind die Fehler eben passiert, zweifellos unbeabsichtigt. Du hattest dich ganz pragmatisch an die für die Versorgung zuständige Stelle gewandt. Fehler, zumal im Gesundheitswesen, führen mitunter zu Konsequenzen, im Moment nennt man das dann Übersterblichkeit, wenn vor lauter Krise die normale Versorgung, was für ein Anspruch im Bezirk Braunau, nicht stattfinden konnte. Was nicht da ist, kann nicht zusammenbrechen, was nicht sein darf, wird vertuscht und die Schuld am Scheitern eines Krankenhauses dem Patienten angelastet? Und wenn im Nachbarbezirk seit Wochen immer noch 43 (seit 7. Mai 44) Erkrankte in der Covid-Statistik stehen, kam bei uns am 7. Mai statistisch wieder ein Fall dazu.
Braunau zählt mit 9. Mai 127 Fälle, mehr als Ried und Schärding zusammen (100). Und dann stirbt halt wieder einmal jemand hier bei uns aus dem Bezirk Braunau, weil kein Arzt da war, wie beim Kleinbauern aus Moosdorf damals. Dann haben wir eben den einen oder anderen Krankenhauskeim erwischt, ich oder der Bankmitarbeiter und wer will pragmatisch gesehen wissen, woher die Hepatitis oder der multeresistente Keim kam, den man sich einfing dort.
Dann stirbt wieder einmal einer, verunglückt auf den berüchtigten Straßen hier, auf der B156 oder der B147. Das steht dann wiederum in der lokalen Zeitung und der Herr Landesrat hat Zeit für Aussendungen, dass man pragmatisch das LKW-Fahrverbot noch einmal auf Juni verschieben kann, wo jetzt nicht die Zeit ist für gravierende Änderungen, wo eh wenig Verkehr ist! Gestorben wird trotzdem, oder gerade dort, wo es keine Lokalbahn gibt, oder noch unbeschrankte Bahnübgergänge (angeblich 32?) eine andere Sprache sprechen! Am 1. Mai blüht die Narzisse im Garten! Freundschaft! Glück auf, tät ein andrer sagen. Ich sag "na servas", weil mich die Behörde über 110 Kilometer zum Corona-Test schickte. Wenn man krank ist, soll man zuhause bleiben. Bei uns sagt man dem Bürger, er soll 100 Kilometer fahren, das ist eben so, weil es so ist, dass "die Landesgesetze bzw ist für Sie die Verwaltung für Oberösterreich einschlägig" . Das Test-Ergebnis war NEGATIV! Die Kosten der zweistündigen Reise nach einer beinahe schlaflosen Nacht sind das Strafmandat, das man an der Tankstelle zahlt!

Die letzte Antibiotika-Woche zu Ostern hat man hinter sich gebracht. Ein paar Antibiotika gibt´s ja noch. Meine Mutter hat sie schon gebraucht letzten Herbst und mein Bankberater zuvor auch. Eingesetzt werden die sonst nur in der Hühnermast, wo sie angeblich noch bis 2021 verwendet werden durften! In Holland sollen Bauern ja wegen ihrer potentiellen Keimbelastung mit multiresistenten Keimen vorsorglich isoliert werden in Krankenhäusern.
Unbequeme Wahrheiten im Lande ob der Enns
Leider weiß ich nur zu gut, wie es sich anfühlt, wenn man als junge Familie, die gerade Haus gebaut hat und die Kreditzinsen bei effektiv 5,5 Prozent liegen, völlig unverhofft seinen Job verliert. Meine Tochter war gerade ein halbes Jahr, der Sohn vier Jahre, als um 10 Uhr der Geschäftsführer des Regionalverbandes im Auftrag von Bürgermeistern wie Matthäus Maislinger und Johann Spatzenegger einen vor die Wahl stellte, freiwillig zu gehen mit oder unfreiwillig ohne Zusatzentgelt. Ich war im Weg, der Bruder eines Bürgermeisters war gerade Tourismusobmann geworden und begann bald damit, wieder einen eigenen Ortsprospekt mit Beherbergerliste zu drucken und der Beiratsobmann meiner GmbH, deren Geschäftsführer ich war, lehnte es ab, eine Beiratssitzung einzuberufen. Mein Auftrag war es, eine Tourismusregion zu formen, die ohne Ortsprospekte auskommen sollte und deshalb auch Fördermittel bekam. Ich erhielt auf der RDA in Köln einen Sonderpreis für unsere Arbeit! Der Stadtamtsdirektor Herbert M. war der dritte Bruder im Bunde. Monate später erhielt ich immer noch kein Arbeitslosengeld, weil ich immer noch gewerberechtlich eingetragener Geschäftsführer der Seenland Tourismus GmbH war und anders als an jenem Vormittag verkündet, nicht alle Unterschriften vorgelegt werden konnten, um dies zu ändern. Dafür durfte ich als Arbeitsloser für ein geringeres Entgelt noch die Förderabwicklung des Leader+Projektes, das die GmbH nun einmal war, vornehmen. Bürgermeister erlauben sich manchmal viel, wenn es um Fördergeld geht. Beinahe ein Jahr verdiente ich nichts, ging zurück an die Universität und studierte wieder. Drei Jahre war ich fortan Wochenendpendler und arbeitete als Junglehrer mit Maturantengehalt, der Jobwechsel kostete mich vier Jahre Überstellungsverlust und die Wohnbauförderung darf der Oberösterreicher zur Gänze zurückzahlen. Früheren Generationen wurde sie mitunter geschenkt, in Salzburg konnte man sich für 50 Prozent vor Jahren noch freikaufen. Meine Tochter sagte später, als ich ab 2007 in Oberösterreich Arbeit fand, immer noch: "Papi, geh´st eh ned weg", wenn ich aus dem Zimmer ging. Ich verstehe die Sorgen und Ängste vieler Menschen derzeit in Österreich, weil ich manches davon selbst erlebt habe! Die Bürgermeister von damals genießen ihre "alten" Bürgermeister-Pensionen. Mich schreibt die PVA mal so, mal so an. Franz Josef hätte noch gesagt: "Ja dürfen´s denn des". Ja, sie dürfen. Denn gegenüber dieser Behörde hat man weder ein Auskunfts- noch ein Anspruchsrecht. Man hat das Recht zu schweigen!


Schneida, eine Kultband wie dereinst STS hat dazu das passende Lied geschrieben und da findet sich die Textzeile"Ned die Joa, es san de Kilometer". Hurra, wir leben noch! Bald ist wieder "Sommer in Wien"!

Ein Gedankengang, an die 75 Jahre nach Kriegsende, Österreich
am 7.8.9. Mai 2020
Wie sagte der alte Mann aus der Nachbarschaft zu mir, der nahe dem alten Mühlbach vor seinem Haus auf der Sonnenbank saß und mir unbefangen aus Kriegstagen erzählte, als er mit einem Freund einfach nach Russland flog, nicht, weil er musste, oder es befohlen war, sondern weil es ging.

"Damois hama uns nix g´schissn!" Ein Mutters Courage-Moment, den man nicht vergisst! Ich traf den greisen und großartigen George Tabori dereinst hinterm Burgtheater, wo mein Büro war, aber mehr als ein Gruß viel mir nicht ein. Alles nur Zufall!?
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